Bauten: Grünmarkt 8

Grünmarkt 8

Das kürzlich renovierte Haus Grünmarkt Nr. 8 stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Im Fassadenaufriß mit den vorkragenden Stockwerken, mit dem abgewalmten Satteldach ähnelt es stark dem Bummerlhaus (Stadtplatz Nr. 32). Der reizvolle Fassadenstuck rührt, wie eine inschriftliche Jahreszahl mitteilt, von der Umgestaltung im Jahre 1766 her.

Wie das Nachbarhaus Grünmarkt Nr. 10 fiel auch dieses dem Stadtbrand von 1522 zum Opfer. Als erster bekannter Besitzer wird 1543 der Handelsmann Leonhard Griesauer genannt. Nach einer kurzfristigen Teilung des Besitzes (Wolf Homer und Hans Kriechbaurn) kam das gesamte Haus 1573 an den Eisenhändler Georg Fuchsjäger, 1597 an den Handelsmann Hans Mischer und von dessen Erben 1635 an den Handelsmann und Inneren Rat Georg Wernberger von Wernberg. Georg Wernberger war von 1641 bis 1645 Stadtrichter. Er besaß auch um 1635 das Haus Pfarrgasse Nr. 5, desgleichen um 1620 das Haus Grünmarkt Nr. 11. Sein Vater. Sebastian. hatte schon am 18. Februar 1572 den kaiserlichen Klappenbrief verliehen bekommen. Sebastian Wernbergers Testament wurde am 18. Oktober 1606 geöffnet. Er hinterließ vier Söhne: den genannten Georg, Christoph, Sebastian und Adam. Georg Wernberger selbst erhielt am 18. 7.1646 den rittermäßigen Adel mit dem Prädikat "Von Wernberg". Georg Wernberger war mit Potentiana Preuenhueber verehelicht gewesen, die am 19. September 1656 in Steyr starb. Wernberger selbst starb am 19. Oktober 1666 im 68. Lebensjahr.

Im Gegensatz zum benachbarten Haus Grünmarkt Nr. 10 wird dieses in der Häuserbeschreibung von 1669 als "aufrecht und bewohnt" bezeichnet. 1694 ging das Haus an den Armaturverleger Benedikt Schöttel über. Benedikt Schöttel stammt aus einer Bürgerfamilie, die im Zusammenhang mit der Innerberger Hauptgewerkschaft eine große Rolle spielte und schließlich 1796 in den Ritterstand erhoben wurde. Benedikt Schörtel war 1727 Mitglied des Inneren Rates. Um 1700 begann Schöttel mit der Erzeugung von Steinschloßmusketen. Seine Waffenlieferungen im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts waren beträchtlich. Benedikt Schöttel starb 1732 im 79. Lebensjahr und wurde laut Eintragung der Totenmatrik des Stadtpfarramtes am 31. März begraben.

Nach dem Tode des Benedikt Schöttel ging das Haus 1733 um 1.200 Gulden an den Handelsmann Jobann Friedrich Furthmüllner über. Der Vater des Genannten war lange Zeit im Äußeren und Inneren Rat der Stadt Steyr tätig gewesen. Furthmüllner starb am 12. November 1743 im 55. Lebensjahr.

Der Handelsmann Johann Michael Estl heiratete die Furthmüllnersche Tochter Maria Viktoria und kam so 1755 in den Besitz des Hauses. Estl war wegen Schulden gezwungen, das Haus 1763 an den aus Murnau in Bayern stammenden Johann Jakob Voith zu veräußern (gestorben 22. Jänner 1809). Voiths Witwe Barbara stammte aus der Steyrer Eisenhändlerfamilie Redtenbacher, die nach ihrem Tote am 2. März 1812 das Haus Grünmarkt Nr. 12 erbte (Alois und Josefa Redtenbacher von 1803 bis 1861, bzw. 1876 auch auf dem Hause Stadtplatz 39). Alois Redtenbacher war 1806 von J.J. Voith als Kompagnon in seinen Betrieb aufgenommen worden. Im Jahre 1812 wurde auch die radizierte Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsgerechtigkeit auf das Haus Stadtplatz Nr. 39 übertragen.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1586, 1597 und 1620. - Ratsprotokolle 1620, 1635, 1694, 1733, 1755 und 1765. - Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses - Totenmatrik, Stadtpfarramt. - Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Eisenwurzen. - Josef Ofner, Das Kaiserliche Armaturswerk, VKStA 23/1962. - Inge Krenn, Häuserchronik)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 7/1974