Bauten: Gasthaus zum Goldenen Ochsen

Das Gasthaus zum "Goldenen Ochsen" (Stadtplatz 35)

Das Gasthaus zum "Goldenen Ochsen" (Stadtplatz 35)Wie bei anderen gotischen Wohngebäuden der Altstadt kam in letzter Zeit auch an diesem Hause anlässlich der Fassaden-Restaurierung eine aus der Renaissance stammende Malerei zum Vorschein. Das mit dem Obergeschoß vorkragende Gebäude, in dem sich verschieden gestaltete spätgotische Türgewände befinden, bildet nun mit der kunstgerecht erneuerten Architekturmalerei und dem vorzüglich gearbeiteten Steckschild eine besondere Zierde des oberen Stadtplatzes.

Im Flur des im 19. Jahrhundert umgebauten Erdgeschosses steht in einer Mauernische eine von Frau Renate Pampel nach dem zweiten Weltkrieg geschaffene lebensvolle Keramik, einen Speisenträger darstellend.

Das in der "unteren Zeile" des Stadtplatzes gelegene Haus führte von 1773 bis 1846 die Bezeichnung "Stadt Nr. 42, am Platz", von 1846 bis 1880 "Stadt Nr. 41, am Platz" und seit dem Jahre 1880 "Stadtplatz Nr. 35".

In der Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges gehörte die Liegenschaft, die 1522 durch den großen Stadtbrand schwer beschädigt worden war, den Handelsfamilien Grüntaler, Straßer, Dorninger und Mann. Der Besitzer Hans Straßer war Stadtrichter (1540 1543, 1546 - 1548) und Bürgermeister (1553 - 1556). An ihn erinnert an der Außenwand der Stadtpfarrkirche ein Marmor-Epitaph. Es zeigt die Auferstehung Christi und das Strasser-Wappen. Auch die folgenden Eigentümer bekleideten das Bürgermeisteramt: Coloman Dorninger von 1603 bis 1604, Cosman Mann von Mannsperg in den Jahren 1616/17, 1628/29, 1634/35 und 1638 bis 1641.

In der Barockzeit und in den nächsten Jahrhunderten befand sich das Gebäude, in dem seit 1648 die Gastwirtschaft betrieben wird, in den Händen der Familien Maurer, Schlaich, Wengermayr, Randhartinger, Pedereder, Pfaffenberger, Zom, Nindl und Hagn. Heute besitzen es Friedrich und Melanie Köckinger.

Im Jahre 1848 verlegte die Feilhauer-Innung, die seit dem 18. Jahrhundert im Gasthaus zur "Goldenen Gans" in der Enge ihre Handwerksversammlungen abgehalten hatte, ihre Herberge zum "Goldenen Ochsen". Damals gehörte die Gaststätte Franz Pfaffenberger (1842 bis 1854).

Dr. Josef Ofner

(E.Krobath, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyrs, VKSt. Heft 16/1956. Zunftarchivalien im Stadtarchiv)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1972