Bauten: Wallfahrtskirche Christkindl

Die Wallfahrtskirche Christkindl

Die Wallfahrtskirche ChristkindlAls um 1696 der an Fallsucht leidende Steyrer Stadtmusikmeister Ferdinand Sertl durch seine Bittandachten vor einer kleinen aus Wachs geformten Christkindfigur, die er in einem Wäldchen bei Unterhimmel in die Höhlung einer Fichte gestellt hatte, geheilt wurde, pilgerten in den nächsten Jahren viele Leute dorthin.

Abt Anselm I. von Garsten ließ hier vorerst eine Einsiedelei errichten. Der wachsende Zulauf des Volkes aber veranlasste ihn, 1702 nach Plänen des Baumeisters Giovanni Battista Carlone den Bau einer Kirche in Angriff zu nehmen. Sie wurde 1703 bis zum Gewölbeansatz fertig gestellt. Erst in diesem Jahre ersuchte Anselm das bischöfliche Ordinariat zu Passau um die Baubewilligung. Entrüstet über das eigenmächtige Vorgehen des Abtes, verfügte Bischof Josef Dominik Graf von Lamberg die sofortige Einstellung der Bauarbeiten. Nach fünf Jahren, am 16. April 1708, langte von Passau endlich die Erlaubnis zur Weiterführung des Kirchenbaues ein, die nun dem Baumeister Jakob Prandtauer übertragen wurde. Im Rahmen einer großen kirchlichen Feier am 29. September 1709 konnte der Garstner Abt die Benediktion des im großen und ganzen vollendeten Gotteshauses vornehmen. Um 1880 wurden die Fassadentürme Prandtauers nach Plänen des Linzer Dombaumeisters Otto Schimmer erhöht.

Das der Kirche Santa Maria Rotonda (Pantheon) in Rom ähnliche Gotteshaus ist mit seinem Rundbau und den vier Apsiden ein im süddeutschen Barock isoliert stehendes Bauwerk. Man hatte es so erbaut, dass Fichtenstamm und Gnadenbild auf dem ursprünglichen Platz verbleiben konnten. Diese Fichte bildet das Kernstück des um 1720 jedenfalls von Leonhard Sattler aus St. Florian gestalteten Hochaltares. Eine in Kupfer getriebene, vergoldete Weltkugel, die der Kupferschmied Josef Hieber um 1760 anfertigte, bildet den Tabernakel.

Das Kuppelfresko, darstellend die Himmelfahrt Mariens und das in satten Farben gehaltene, figurenreiche Weihnachtsbild am linken Seitenaltar malte der Garstner Hofmaler Karl von Restfeld. Das Gemälde am rechten Seitenaltar, eine Kreuzigung von Karl Loth, stammt aus dem Kloster Tegernsee in Bayern. Die mächtigen Altarrahmen schnitzte der Laienbruder Marian Rittinger in Garsten.

Dr. Josef Ofner

(J.Perndl, 250 Jahre Christkindl, 1958. - F. Steinbock, Entstehungsgeschichte der Kirche in Christkindl, 1954)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 12/1971

Zur Stadtpfarre Christkindl