Bauten: Madlseder-Haus

Das Madlseder-Haus (Stadtplatz 39)

Das Madlseder-Haus (Stadtplatz 39)In Dehios Handbuch der Kunstdenkmäler, Band Oberösterreich, lautet die mit einem Sternchen versehene kunsthistorische Würdigung des Hauses Stadtplatz Nr. 39: "Doppelgiebelhaus mit bemerkenswertem Renaissance - Hof 1579 mit eigenartiger Bogenbildung ('style rustique'); vegetabile Kratzputzornamentik an den Bogen.

Unter dem Dach Holzloggia. Im Hinterhaus ein rechteckiger, heute in der Mitte abgeteilter, ehemaliger protestantischer Betraum mit weitem Netzrippengewölbe".

Das heutige Gebäude entstand durch den vermutlich 1579 erfolgten Zusammenbau von zwei Häusern. Aus dieser Zeit stammen auch die reizvollen Sgraffitos, sie sind die ältesten im Stadtgebiet.

Nach der Vereinigung der Häuser gehörte der Besitz hauptsächlich Familien, die im Eisenhandel tätig waren: Madlseder (Matlseder), Köberer, Schinnerer, Schöttl, Redtenbacher, Wolfartsberger, Hofer.

Das Kunstgeschichtlich berühmte Haus ist aber auch in historischer Hinsicht von Bedeutung.

Stadtrichter Wolf Madlseder, der das Gebäude in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts besaß, stand 1626 ganz auf Seite der aufständischen Bauern. Stephan Fadinger fand bei ihm gastliche Aufnahme. Am 26. März 1627 wurden er und der Steyrer Advokat Dr. Lazarus Holzmüller wegen Teilnahme an der Bauernerhebung in Linz enthauptet.

Im August 1680, als Kaiser Leopold I., von Prag kommend, einige Tage in Steyr weilte, veranstaltete in diesem Hause, das damals Maximilian Schinnerer gehörte, der kaiserliche Waffenlieferant Hans Ludwig Mittermayr von Waffenberg eine Ausstellung der von ihm verlegten Armaturen "als Küres, Toppelhäggen, Mußqueten/ Kärbiner /Pistolen /Helleparten/Piquen/und Degen/ so alles bey Statt Steyr/ sauber/ schön / vnd so gerecht vnd guett/ als in all anderen Ländern in der Mänge auffgebracht würdet". Diese Schau, die der Kaiser über eine halbe Stunde lang besichtigte, kann wohl als die erste Gewerbeausstellung der Eisenstadt gelten.

Eine Gedenktafel erinnert an den hervorragenden Techniker Professor Ferdinand Redtenbacher, der im Madlseder-Haus im 25. Juli 1809 das Licht der Welt erblickte. Er wirkte von 1833 bis 1841 als Mathematikprofessor am Gewerbeinstitut in Zürich und anschließend als Professor für Maschinenbau an der Polytechnischen Schule in Karlsruhe, der er von 1857 bis 1863 als Direktor vorstand. Von seinen, für die damalige Zeit grundlegenden Werken seien hier erwähnt: "Der Maschinenbau", "Die Prinzipien der Mechanik und des Maschinenbaues" und "Die Gesetze des Lokomotivbaues".

Dr. Josef Ofner

(Beschreibung des Empfanges und Einzugs Leopolds I. 1680 - E.Krobath, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr. - Dehio, Handbuch der Kunstdenkmäler Österreichs. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 2/1970