Bauten: Stadtpfarrhof

Der Stadtpfarrhof (Brucknerplatz 4 - Stadtpfarrpfründe)

Der Stadtpfarrhof (Brucknerplatz 4)Die Stadtpfarre Steyr unterstand bis in die Zeit Kaiser Josefs II. der Abtei Garsten. Im Jahre 1305 bestätigten der Stadtrichter und die "Gemein der Ritter zu Steyr", daß der jeweilige Abt des Benediktinerklosters "ihr rechter Pfarrer" sei. Der Garstner Abt hatte nördlich der Kirche einen Pfarrhof erbauen lassen, der schon 1360 erwähnt wird. Diesen kaufte 1399 die Stadt Steyr und verwendete in zur Unterbringung der Stadtschule (heute Mesnerhaus, Brucknerplatz Nr. 6). Wahrscheinlich dürfte um diese Zeit der gegenwärtige, an die Margaretenkapelle anschließende Pfarrhof erbaut worden sein.

Wie die Stadtpfarrkirche so litt auch der Pfarrhof schwer unter dem Brande des Jahres 1522. In der Reformationszeit soll daher der Plütlhof in der Vorstadt Ort als Pfarrhof gedient haben. Erst in den Jahren der Gegenreformation, als man die Fertigstellung des Gotteshauses in Angriff nahm, begann Baumeister Marx Martin Spaz auch mit dem Neubau des Pfarrhofes. Doch schon um 1631 mussten aus finanziellen Gründen die Bauarbeiten eingestellt werden. Pfarrer Dr. Achaz Schrott erwirkte 1638 den Ankauf des Schwarzhofes (heute Tomitzstraße Nr. 1), der nun durch fünfzig Jahre als Pfarrhof diente, denn erst in den Jahren 1684 bis 1687 erfolgte unter dem Stadtbaumeister Georg Aigner, jedenfalls nach den Plänen von Spaz, der Ausbau des mächtigen, zweigiebeligen Stadtpfarrhofes. Aus dieser Zeit stammen das mit Wappen geschmückte Portal und zwei bemerkenswerte Stuckdecken.

Der Stadtpfarrhof (Brucknerplatz 4)In einem Zimmer des zweiten Stockwerkes arbeitete in den Ferien der Jahre 1886 bis 1894 Anton Bruckner an seinen berühmten symphonischen Werken. Eine an der Nordwand des Gebäudes, jedoch zu hoch angebrachte Gedenktafel erinnert an den Aufenthalt des Meisters in Steyr.

Schließlich sei hingewiesen auf den heute zum Pfarrhof gehörigen wuchtigen Turm der ehemaligen Stadtbefestigung. Im Erbfolgekrieg musste Stadtbaumeister Gotthard Hayberger 1741 auf Befehl des bayrischen Kommandanten zur Aufstellung von Kanonen den Dachstuhl des Turmes abtragen lassen. Die den Wehrturm mit dem Neutor verbindende Stadtmauer ist zum Teil bis heute erhalten geblieben.

Dr. Josef Ofner

(J.Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 1969, 1970. - Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958. - A.Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 1804. - V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740).

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1970