Bauten: Stadtplatz 26

Stadtplatz Nr. 26

Stadtplatz 26Das Haus Stadtplatz Nr. 26 ist durch eine innere bauliche Umgestaltung einer entsprechenden Verwendung zugeführt worden. Die reizvolle, nunmehr renovierte Fassade trägt wesentlich zum reichen Schmuck des Steyrer Stadtplatzes bei. Der Stadtplatz war schon zur Zeit des wiederverbrieften Stadtrechtes von 1287 umbaut, das Haus Stadtplatz Nr. 26 jedoch scheint erst um die Mitte des 16. Jh. in urbarialen Aufzeichnungen auf.

Der Handelsmann Lazarus Scheichl hatte Anna, die Tochter des reichen Bürgermeisters Hans Straßer (gestorben 1563) geehelicht und besaß mit ihr gemeinsam das Haus. Im Erbwege kamen gegen 1552 Hans Kellner und dessen Nachkommen in den Besitz des Objektes.

Vom Handelsmann Hans Kappler, der 1589 starb, und dessen Witwe Susanne (geborene Dorninger, gestorben 1591) ging der Besitz an Hans Reischko über, einem Vertreter des aus Villach stammenden reichen Steyrer Bürgergeschlechtes, das auch das Nachbarhaus Stadtplatz Nr. 24 inne hatte. Hans Reischko selbst besaß auch das Haus Enge Nr. 31 (Ennskai Nr. 16). Einige Grabsteine an der Stadtpfarrkirche künden von dieser einflussreichen Familie.

Gegen Ende dieses Jahrhunderts erwarb der Gastgeb Wilhelm Kopeindl um 400 fl. die Liegenschaft, die später an die Handelsfamilie Stauder kam (bis 1618 Hans und Susanne Stauder; bis 1629 - Andreas und Barbara Stauder; bis ca. 1636 - die Witwe Barbara Stauder). In dieser Zeit entstanden auch die Arkaden im Hofe.

Die folgenden Besitzer waren Wolf Siegmund Egerer (ca. 1636 bis 1649), Rebekka Kuhberget (1650 bis 1660) und Johann Friedrich Neidlinger (1660 bis 1665). Wolf Siegmund Egerer war Kastner der Innerberger Hauptgewerkschaft zu Steyr und von 1637 bis 1654 Ratsherr. Er besaß auch die Häuser Stadtplatz Nr. 6 und Schulstiege Nr. 1 Rebekka Kuhberget war seine älteste Tochter. Am 30. Oktober 1665 kaufte der Steueramtsverwalter, Stadtkanzleioberschreiber und Stadtrichter der Jahre 1678 bis 1682 Wolf Athanasius Schüchel von Sazbach das Haus am Stadtplatz. Das Ratsprotokoll berichtet, daß er eine sehr energische Frau hatte, die ohne sein Wissen Gerichtsdiener mit Visitationen beauftragte. Der Magistrat war gezwungen, der Frau "Stadtrichter" diese Eigenmächtigkeit "decredaliter" zu verbieten. Wolf Atbanasius Schüchel starb am 7. Juni 1706 im 74. Lebensjahre.

Das Haus kam im gleichen Jahre an den Zinngießer Franz Anton Dubill. Die Witwe brachte dieses samt Gewerbe dann dem Berufsgenossen ihres Mannes Konrad Schreiber in die Ehe mit. Sie überlebte auch ihren zweiten Ehegatten. Das Haus ging am 12. Jänner 1791 an den Zinngießer Peter Geilhofer über, doch wurde der Witwe Schreiber, bzw. Dubill das lebenslängliche Wohnrecht zugestanden. Auf die Geilhofer'schen Erben folgten der Kaffeesieder Peter Heydecker (1834 bis 1836), dann dessen Witwe Anna (1836 - 1838), dann der Kaffeesieder und Heydeckerische Geschäftsführer Johann Brötzner und ab 1845 die Zinngießerfamilie Zamponi.

Dr. Volker Lutz

(Steuerbücher 1543, 1567, 1597, 1598, 1620, 1635, 1649, 1651, 1735. - Grundbuch 1773. - Ratsprotokolle, Bürgerrechtsabschiede, Bürgerrechtsverleihungen, Kaufverträge, Testamente, alles Archiv der Stadt Steyr. - Krenn Ingeborg, Häuserchronik der Stadt Steyr, Innsbruck 1950. - Anton Ritter von Pantz, Die Grabdenkmale der Stadtpfarrkirche zu Steyr, Wien 1912)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 8/1976