Bauten: Schloss Steyr

Schloss Steyr (Berggasse 2 - Land Oberösterreich)

Schloss Steyr (Berggasse 2) - Ansicht vom EnnskaiDas auf einem Konglomeratfelsen vor der Steyr-Mündung thronende Schloss war bis ins 18. Jahrhundert eine wehrhafte Burg. Wahrscheinlich wurde sie nach Besiegung der Magyaren in der Leckfeldschlacht (955) zur Sicherung der Ostgrenze des Reiches erbaut. Urkundlich wird sie erstmals in einem Bericht über die vom Passauer Bischof um 977 durchgeführte Synode zu Mistelbach bei Wels erwähnt.

Wir kennen nicht die Baugeschichte der mittelalterlichen Burg. Jedenfalls hat das bedeutende Herrschergeschlecht der Otakare, das hier bis 1122 dauernd residierte, bauliche Veränderungen vornehmen lassen. Doch konnten bisher romanische Bauelemente nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich vernichtete sie der am 27. Februar 1302 in Ennsdorf ausgebrochene Stadtbrand. Als ältester Teil der Styraburg, die nach 1278 in den Besitz der Habsburger gelangt war, mag wohl der Südwesttrakt mit dem wuchtigen Bergfried, im Volksmund "Römerturm" genannt, gelten.

Schloss Steyr (Berggasse 2) - Hof mit Zwergen und BrunnenDem im 15. Jahrhundert mehrmals verpfändeten landesfürstlichen Besitz wurden durch Belagerungen (1416, 1467) erhebliche Schaden zugefügt, Diese Zerstörungen ließ Johannes Beckenschlager, Erzbischof von Gran, der Burg und Herrschaft Steyr von 1476 bis 1489 pfandweise inne hatte, größtenteils beseitigen und in dem südwestlich vor der Burg gelegenen Gelände einen Hofgarten (heute Schlosspark) anlegen.

Der kaiserliche Baumeister Hans Geyer nahm im Auftrage Kaiser Maximilians I. (1493 - 1519) an der Feste Umbauten vor (1508) und renovierte den Turm (1518). An die spätmittelalterliche Burg, die mit dem Hause Enge Nr. 16 durch einen unterirdischen Gang verbunden war, erinnern noch der gotische Torbogen am Fuß des Schlossberges, Reste der stadtseitigen Burgmauer, ein schönes gotisches Türgewände im Osttrakt, der Bergfried und der 35 Meter breite Burggraben.

In der Barockzeit (1666) verkaufte Kaiser Leopold I. die Herrschaft Steyr an Johann Maximilian Graf Lamberg. Dieser ließ im genannten Jahre im dreieckigen Burghof ein Brunnenbecken errichten, aus dessen Mitte eine Hundeplastik (Wappentier der Lamberge) aufragt. Vermutlich stammt aus dieser Zeit der aus dem Nordflügel vorspringende Uhrturm.

Der furchtbare Brand des Jahres 1727 verursachte an dem Gebäude einen Schaden von 92.500 Gulden. Die Pläne für den in die Jahre 1728 bis 1731 fallenden Wiederaufbau, der die Burg in ein barockes Schloss umgestaltete, lieferte der Linzer Baumeister Johann Michael Prunner. Damals erhielt der nördliche Trakt einen repräsentativen Hallenvorbau. Gegenüber erstand die geschwungene Fassade der Schlosskapelle.

Schloss Steyr (Berggasse 2) - TorbogenDen Burggraben überspannt seit dieser Zeit eine imposante Arkadenbrücke, die gegen den Park zu mit einem dachlosen Rundbau abschließt.

Prächtig ausgestattet wurden auch die Innenräume, vor allem die Bibliothek, die Kapelle und die Fürstenzimmer. Nach dem großen Brande im Juni 1824, der beträchtliche Teile des Schlosses einäscherte, erhielt es sein heutiges Aussehen, das allerdings im zweiten Weltkrieg durch Bombeneinschläge vorübergehend entstellt wurde.

Dr. Josef Ofner

(Dehio - Handbuch, Oberösterreich, 1958. - B.Grimschitz, Johann Michael Prunner, 1958. - G.Grüll, Burgen und Schlösser im Salzkammergut und Alpenland, 1963. - H.Kühnel, Die landesfürstlichen Baumeister der Wiener Hofburg von 1494-1569, 1960)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 6/1970