Bauten: Bummerlhaus

Das Bummerlhaus (Stadtplatz 32)

Das Bummerlhaus (Stadtplatz 32)Die ältesten Gebäudeteile des kunsthistorisch bedeutsamen Bürgerhauses, die im Erdgeschoß einen fast quadratischen Turm umschließen, gehören nach Ansicht der Fachleute noch dem 13. Jahrhundert an. Besitzer sind erst ab 1450 bekannt. Um diese Zeit gehörte das Gebäude Mert Pandorfer, Rentmeister der Herrschaft Steyr.

Sein Sohn Wolfgang verkaufte es 1473 um tausend Gulden dem wohlhabenden Kaufherrn Georg Prandtstetter. Im Jahre 1490 erbte den Besitz Hans Prandtstetter, der ob seines Reichtums im Volksmund der "reiche Prandtstetter " genannt wurde.

Der mit Kaiser Maximilian I. befreundete Bürgermeister und Handelsmann, der im Stadtgebiet noch mehrere Häuser besaß und dessen Handel sich über Deutschland, Böhmen, Ungarn und Italien erstreckte, ließ wahrscheinlich den vorderen Trakt des Bummerlhauses in seiner heutigen Gestalt erbauen.

Die im ersten Stockwerk angebrachte Jahreszahl 1497 lässt eine Neugestaltung vermuten. Das Erdgeschoß, dessen breite Fenster 1954 freigelegt wurden, überragt der mit einem reichen Maßwerkfries geschmückte erste Stock. Die Fenster des vom Giebel geschnittenen zweiten Stockwerkes befinden sich in überhöhten Bogennischen. Typisch ist die steile hohe Dachlinie.

Das Innere schmücken Säulen, Holztramdecken und kunstvoll gestaltete Türbeschläge. Bemerkenswert ist ferner die Dachbodenstiege und im Hinterhaus eine frühgotische Wendelstiege aus Natursteinen.

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Patriziersitz öfter seine Besitzer. Zumeist waren es angesehene Rats- und Handelsherren, die mit Stahl und Eisen, Wein und Venedigerwaren handelten. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verblieben auf dem Hause nur der Weinhandel und die Gastwirtschaft. Über hundert Jahres besaß das Bummerlhaus die Familie Mayr. Von 1898 bis 1964 beherbergte das heute der Oberösterreichischen Volkskreditbank gehörige Gebäude abermals eine Eisenhandlung.

Den Scherznamen "Bummerlhaus" verdankt das ehemalige "Löwenwirtshaus" dem Steckschild-Löwen über dem mächtigen Portal, den die Steyrer wegen seiner hundeähnlichen Gestalt "Bummerl" nannten.

Mit Recht kann das Bummerlhaus, das zu einem Wahrzeichen der Eisenstadt geworden ist, als das hervorragendste spätgotische Bürgerhaus Österreichs bezeichnet werden. Hier blieb im gesamten Bauwerk die Schönheit spätmittelalterlicher Baukunst bis zum heutigen Tage erhalten.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses. - C.Neudeck, Baugeschichtliche Beschreibung des Bummerlhauses. - F.Berndt, Das Bummerlhaus in Steyr. - K.Mayer-Freinbrg, Vom alten "Bummerlhaus" in Steyr)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1969