Bauten: Sternhaus

Das Sternhaus (Stadtplatz 12 - Alois und Günther Döberl)

Das Sternhaus (Stadtplatz 12)Dieses mächtige reichgeschmückte Bürgerhaus in der westlichen Häuserreihe des unteren Stadtplatzes ist benannt nach dem über dem Portal angebrachten, von zwei Greifen gehaltenen goldenen Stern, der nicht nur den Eisenhandel symbolisiert, sondern auch im Wappen des Geschlechtes der Schoiber, dem das prächtige Gebäude einst gehörte, zu sehen ist.

Das aus dem Spätmittelalter stammende Haus erhielt nach dem Stadtbrand des Jahres 1727, der ihm arge Schaden zufügte, eine barocke Fassade, ausgenommen Portal und Kragsteine, deren gotisches Aussehen unverändert geblieben ist.

Die vermutlich von dem Stadtbaumeister Gotthard Flayberger gestaltete Fassade verdeckt völlig das Satteldach, so dass ein dreistöckiges Gebäude vorgetäuscht wird.

Die Frontwand umfasst fünf Fensterachsen. Der durchlaufende Mittelerker trägt einen Giebel mit einem Relief, das den heiligen Johannes den Täufer zeigt.

Die Fenster des zweiten Stockes krönen Putten. Sie verkörpern die fünf Sinne, und zwar von links: Geruch, Geschmack, Gehör, Gesicht und Gefühl. Den Erker zieren die Wappen der Winterl und der Schoiber von Engelstein.

Der Patriziersitz gehörte im 16. und 17. Jahrhundert den schwerreichen Handelsgeschlechtern Prandstetter und Guetbrot. Um 1660 besaß ihn der Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft Dr. Matthias Abele von Lilienberg (1617 -1677). Er war auch Dichter und Hofgeschichtsschreiber Kaiser Leopolds I. Im Jahre 1663 wird als Eigentümer Gregor Schinnerer von Schinnern genannt, der als Bürgermeister von 1678 bis 1687 an der Spitze der Stadtverwaltung stand. Kaiser Leopold I. verlieh ihm 1689 das Prädikat "von Schinnern" und den Titel "kaiserlicher Rat".

Von den Handelsleuten, die im 18. und 19. Jahrhundert das Haus besaßen, seien noch erwähnt Johannes und Theresia Wimerl-Schoiber, Johann Nepomuk Strohammer und Johann und Katharina Eberstaller.

Im Februar 1944 wurde bei einem Luftangriff auf Steyr durch eine Bombe die linke Hälfte des Hauses und damit auch ein Teil der schönen Fassade zerstört. Nach dem Weltkrieg erfolgte die Wiederherstellung des eingestürzten Traktes zunächst im Rohbau, 1953 erhielt die Schauseite wieder ihr ursprüngliches Aussehen.

Dr. Josef Ofner

(Dehio, Oberösterreich, 1958. - Pantz Anton v., Die Gewerken im Bannkreis des steirischen Erzberges, 1918. - F.Berndt, Stadtplatz 12-ein Juwel der Stadt, 1953. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1950)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 3/1970