Bauten: Marienkirche

Die Marienkirche (Stadtplatz 41)

Die Marienkirche (Stadtplatz 41)Im Jahre 1472 gründeten Dominikaner aus Krems an der Donau in Steyr eine Ordensniederlassung. Georg und Wilhelm von Losenstein verkauften dem Orden ihr Haus an der vom Stadtplatz zur Enns führenden Eisengasse.

Das Klostergebäude und die um 1478 vollendete Kirche vernichtete der verheerende Stadtbrand des Jahres 1522. In der Zeit der Glaubensspaltung verließen die Mönche die Stadt.

Um die evangelische Lateinschule unterbringen zu können, sie befand sich in einem unzulänglichen Gebäude in der Berggasse, erlaubte im Jahre 1559 Kaiser Ferdinand I. den Bürgern den Wiederaufbau von Kloster und Schule unter der Bedingung, dass die Dominikaner im Bedarfsfalle gegen Vergütung der Baukosten das Gebäude einlösen können.

Aber schon im Juli 1572 brachten die hochgehenden Fluten der Enns den östlichen Trakt der Schule zum Einsturz. Die im Gebäude wohnenden 60 Studenten konnten noch knapp vor Eintritt der Katastrophe die Flucht ergreifen.

Im Zuge der Gegenreformation wurde dem Dominikanerorden am 10. November 1624 das Gotteshaus und am 12. Februar 1625 das Klostergebäude zurückgegeben. In den Jahren 1642 bis 1641 erhielt die Kirche ihr barockes Aussehen. Die Bauarbeiten leitete der Maurermeister Hans Tanner.

Die nicht in der Fluchtlinie der unteren Häuserzeile des Stadtplatzes liegende Kirche zählt zu den ersten Schöpfungen der nach der Gegenreformation in Österreich einsetzenden klösterlichen Bautätigkeit (Dehio). Vorbild war die Münchner St. Michaels-Kirche. Die doppeltürmige Fassade zeigt über dem rundbogigen Hauptportal die Statue der Muttergottes und im Giebelfeld das Standbild des hl. Dominikus.

In der Rokokozeit, und zwar in den Jahren 1774 bis 1778, wurden die Türme und die Einrichtung der Kirche neu gestaltet. Damals erhielt das Gotteshaus, in dessen Gruft der Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckner (1660 - 1677) im Jahre 1680 bestattet worden war, den mächtigen Hochaltar mit der künstlerisch wertvollen Marien-Statue, die figurenreiche Kanzel und eine neue Orgel. Mit reichen barocken Stuckarbeiten hatte man schon früher einige Seitenkapellen geschmückt.

Den Vorplatz, über den von 1788 bis 1851 ein gedeckter Zugang zur Kirche führte, flankieren Kapellen mit wirkungsvollen Passionsgruppen, die um 1650 der Steyrer Bildhauer Elias Sturmberger angefertigt haben dürfte.

Unter Kaiser Josef II. wurde im Jahre 1785 das Dominikanerkloster aufgehoben, 1865 übernahm die Kirche "Unsere Liebe Frau vom Siege" die Gesellschaft Jesu.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv: Rathausprotokolle - Dehio, Die Kunstdenkmäler Österreichs/Oberösterreich. - I.Neumann, Die Lateinschule in Steyr. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr u.a.)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 10/1969