Bauten: Taborfriedhof

Der Taborfriedhof

Der TaborfriedhofAls der alte Gottesacker im Bereich der Stadtpfarrkirche im Pestjahr 1541/42 zu klein geworden war, wurde im so genannten "Weichselgarten" beim Bruderhaus in der Sierningerstraße ein zweiter Friedhof angelegt. Im Jahre 1569 jedoch begann dieser Begräbnisplatz auf dem Schliergrund gegen den Wehrgraben abzurutschen, so daß die Errichtung eines neuen notwendig wurde.

Nach längeren Verhandlungen erwarb der Stadtrat von den Besitzern des Stadlmairgutes ein entsprechendes Grundstück auf dem Tabor und beauftrage 1572 den Ratsbürger Magnus Ziegler, Steine für den Friedhofbau bereitzustellen zu lassen.

Doch die Wiederherstellung der durch die Hochwasserkatastrophe dieses Jahres zerstörten Brocken und Gebäude an Enns und Steyr verzögerten die Arbeiten bis 1583. In diesem Jahre errichtete ein Kremser Steinmetz das Portal und verfertigte die Säulen, 1584 erfolge die Vollendung des Arkadenganges, der von dem Stadtzimmermann Ulrich Pöchtl mit dem Dachwerk versehen wurde. Über dem Renaissance-Tor, das ein romanisch gestalteter Turm krönt, wurde eine lateinische und eine deutsche Inschrift angebracht, sie vermerkt das Jahr der Erbauung:

"Bedenck, Mensch, dass wir sterblich seyn;
Du gehest für, aus oder ein,
Glaube an Christum den Herrn
So wirdest nit ewig sterben.
Tausend fünffhundert achtzig vier,
Baut die Steyer-Stadt das Schlaff-Hauß hier,
Auferstehn und ewigs Leben
Wird uns Gott aus gnaden geben".

Der TaborfriedhofDie im Jahre 1593 beschlossene Friedhofordnung bestimmte als Preis für einen Gruftplatz den Betrag von 15 Gulden, der an den Stadtkämmerer zu entrichten war.

Valentin Preuenhueber ist voll des Lobes über den Arkadenfriedhof. "Es ist ein schönes Werk", so schreibt er in seinen Steyrer Annalen, "und dessen gleichen an anderen Orten, auch in fürnehmen Reichs- und anderen Städten wenig zu sehen; ist auch von Zeit zu Zeit inwendig mit schönen Epitaphiis und Gemälden von der Bürgerschaft geziert worden. Wie solches der Augenschein, die auf solch Gebäu gemeiner Stadt gewandten Unkosten aber, die Stadt-Cammer-Amts Raitungen (Rechnungen) zeigen. Der erste so in diesem neuen Gotts- Acker begraben worden, hat Fidelberger geheißen, von welchen dieser Ort den Namen überkommen, dass selbiger noch auf heitigen Tag der Fidelberg genennet wird".

Die Weihe des Gottesackers, die in der Reformationszeit unterblieben war, nahm am 31. August 1628 Abt Anton II., Spindler von Garsten vor.

In diesem Jahrhundert wurde auch eine Kapelle errichtet.

Die erste Erweiterung des Friedhofes, den F. X. Pritz in seiner "Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr" 1837 ebenfalls als "eine große Zierde der Stadt" und "als den schönsten in Oberösterreich" rühmt, erfolgte 1841/42. Es musste daher der hintere Turm abgebrochen werden, damit ein größeres Tor eingebaut werden konnte. In den Jahren 1909 und 1945 wurde der Gottesacker neuerlich vergrößert.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - I.Schroff, Regesten. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - E.Krobath, Was die Ratsprotokolle über die Errichtung des Taborfriedhofes berichten, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1970