Bauten: Schloss Engelhof

Schloss Engelhof (Haratzmüllerstraße 66, 68 - Josef Reder)

Die Anfänge des in einem Park an der Haratzmüllerstraße gelegenen Schlosses reichen wohl in das 13. Jahrhundert zurück. Urkundlich wird es erstmals 1313 als "Gut am Graben" erwähnt.

Wie Franz X. Pritz in seiner Geschichte der Stadt Steyr berichtet, soll der Hof einst dem Geschlecht der Engel von Wagrain gehört haben, vermutlich zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Erst ab 1543 sind die Besitzer nahezu lückenlos bekannt. Bis 1561 besaß das Schloß die Familie Zuvernumb, bis 1604 das Geschlecht der Straßer. Im 17. Jahrhundert zählen zu den Eigentümern Georg Henkt von Donnersmark (1604- 1622), der Eisenobmann und oberster Kammergraf der ungarischen Bergstädte Johann von Wendenstein (Kerzenmandl) zu Prandtenberg (1622- 1629), Ignaz Marienbaum von Homberg (1648), Paul Panz, Petrus von Aichen (1659), Eisenobmann Gottlieb Schröffl von Mannsberg (1659- 1676), Gräfin Anna Maria Lamberg (1676- 1682) und die Stadtgemeinde Steyr (1682). Nahezu ein Jahrhundert besaß nun die Liegenschaft der Jesuitenorden (1682-1778). Dann gehörte sie abermals der Stadtgemeinde Steyr (1778-79), ferner der Familie Rienzhofer (1779 - 1849) Franziska Schallmann (1849-1859) und Johanna Nutzinger (1859-1880). Nach der Besitzerin Franziska Haas (1880- 1887) erwarb das 1625 zum Adelssitz erhobene Gut die Familie Reder.

Die Bezeichnung "Engelhof" geht nach Pritz zurück auf das Geschlecht der Engel von Wagrain, nach Berndt auf Henkl von Donnersmark.

Im August des Jahres 1761 zerstörte das Hochwasser die Ennsbrücken. Für die Bewohner von Ennsdorf, die daher nur umständlich mit Zillen in die innere Stadt gelangen konnten, wurde durch einige Wochen am Sonntag in der Kapelle des Schlosses der Gottesdienst veranstaltet.

In kunst- und baugeschichtlicher Hinsicht wird das reizvolle und sehenswerte Bauwerk im "Dehio " wie folgt gewürdigt: "Der schönste Renaissance-Bau Steyrs, im wesentlichen aus dem 16.Jahrhundert, ein Türstock 1586 bezeichnet. Rechteckige Gruppe; zwei Flügel, die einen zweigeschossigen, heute überdeckten Arkadenhof zwischen sich nehmen; an zwei Ecken vorspringende quadratische Türme, an den beiden anderen Ansätzen zu kleinen Türmchen sichtbar. In den Renaissance-Formen der Arkaden noch gotische Erinnerungen. Das Nebengebäude mit rundem Turm, vielleicht zum Teil aus dem alten Schlosse bestehend. Im Erdgeschoß unregelmäßig gewölbter Raum (Kapelle ?), im 1. Stock spätgotisches gratiges Netzgewölbe".

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - F.X.Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr, 1837. - E.Stepan, Der Steirische Erzberg und seine Umgebung, 1824. - A.Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 1894. - F.Berndt, Häuserverzeichnis, Manuskript. - Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 9/1970