Bauten: Gasthaus zum Grünen Kranz

Das Gasthaus "Zum Grünen Kranz" (Grünmarkt Nr. 4)

Das Gasthaus "Zum Grünen Kranz" (Grünmarkt Nr. 4)Bis heute ist die Herkunft des Namens "Grünmarkt" ungeklärt. Da sich in diesem Raume einst das Nachrichter- oder Schergenhaus (Stadtgefängnis, Grünmarkt Nr. 14) befand, wurde der Platz "Grimmort" (von mhd. grimmen = "vor Zorn oder Schmerz wüten") genannt. Während nun Namensforscher von dieser Bezeichnung den heutigen Namen ableiten wollen, war Valentin Preuenhueber der Ansicht, dass der Platz "vor Zeiten aber, weilen daselbst ein schöner grüner Anger gewesen, das Grünordt geheißen hat".

Die Verbauung dieses Stadtgebietes dürfte schon im 14. Jahrhundert ihren Anfang genommen haben. Der am 18. März 1522 im Stadtbad (Stadtplatz Nr. 37) zum Ausbruch gelangte große Stadtbrand beschädigte aufs schwerste die hier erbauten Gebäude. Das Feuer zerstörte die Dominikanerkirche, zwei Basteien, fünf Stadttürme, 55 Häuser und zum Teil die im Bau befindliche Stadtpfarrkirche und den Pfarrhof.

Über den Wiederaufbau berichtet Preuenhueber: "Nach vorgemeldter erschröcklichen u. schädlichen Feuers-Brunst hat gemeine Stadt und Burgerschafft die hierdurch schadrafft wordene Pfarr-Kirche, Thürn (Türme), Pfarr-Hof, Orgel und anders, zum andernmahl mit großen Unkosten wieder erbauet, wie solches Gebäu jetziger Zeit stehet. Liessen etliche große und kleine Glocken von neuen gießen und in Thurn hängen; Auch sonsten die Stadt-Wehren (Befestigungsanlagen), Dächer und Thürne wieder bauen.

Es war gleichwohl darmahlen gegen jetziger (um 1625) eine wohlfeile Zeit zu bauen; Des Baumeisters Tag-Lohn war 28 Pfennig, des Polierer 26 Pf., eines Steinmetzen 18 Pf., Steinbrecher 24 Pf., Zimmermeister 28 Pf., einem Zimmer-Knecht 20 und 22 Pf. Das tausend Ziegel kostete 20 ß (Schilling). Der Muth (ca. 1845 Liter) Kalch 1 fl, (Gulden), Tausend Schindel auch 1 fl." (1 Gulden = 8 Schilling " 240 Pfennig).

Damals erhielt jedenfalls auch das Haus Grünmarkt Nr.4 seine heutige Gestalt, nämlich vorkragende Obergeschosse mit drei Fensterachsen. Im zweiten Stock zeigt ein Türgewände die Jahreszahl 1567 und die Hausmarke des damaligen Besitzers Magnus Ziegler. 1926 kam in diesem Stockwerk bei Bauarbeiten der Rest eines Freskos, darstellend ein tanzendes Paar mit Schellenkappen zum Vorschein, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine prächtige Holzdecke freigelegt.

Die im 19. Jahrhundert mit Bandornamenten versehene, vor einiger Zeit vorzüglich renovierte Fassade schmückt ein kunstvoll gearbeitetes Steckschild aus der Rokokozeit. Der "Grüne Kranz" verrät die einstige Funktion des Hauses, nämlich die auf demselben vorgemerkte "Wirt- und Weinleutgebschaft", die seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis in unsere Zeit betrieben wurde.

Es wird erzählt, dass im großen Bauernkrieg 1626 Stefan Fadinger während seines kurzen Aufenthaltes in Steyr beim "Kranzwirt" eingekehrt sei und mit Vorliebe dort Knödel gegessen habe. Nach F. Stieve ("Der oberösterreichische Bauernaufstand der Jahres 1626") wurde aber der Bauernführer im Hause des Stadtrichters Wolfgang Madlseder (Stadtplatz Nr. 39) bewirtet. Damals war auch das Gebäude noch keine Gaststätte, denn die Besitzer von 1543 bis um 1635 wie Hiersch, Ziegler, Bischofer und Seyfridt befassten sich mit dem Eisenhandel. Ein "Gastgeb" wird erstmals 1694 erwähnt, und zwar Hans Georg Sandtschuesster. Auch die Familien Weingartner, Randhartinger, Plank, Fögenberger (Vömberger), Dorninger, Wolfartsberger, Hirsch und Zechmann, denen in der Folgezeit das Haus gehörte, übten das Gastgewerbe aus.

Dr. Josef Ofner

(V.Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich 1958. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951. - E.Krobath, O.Ehler, Bemerkenswerte Bauten der Altstadt Steyr, 1957)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 11/1971