Bauten: Margaretenkapelle

Die Margaretenkapelle

Die MargaretenkapelleDie an den Stadtpfarrhof angrenzende Kapelle ist älter als die Pfarrkirche. Sie dürfte zu Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut worden sein. da in einer Meßstiftung aus dem Jahre 1430 eine "neue Kapelle" erwähnt wird. Jedenfalls war damit die Margaretenkapelle gemeint, die 1437 in einem Spruchbrief Herzog Albrechts V. erstmals urkundlich Erwähnung findet.

In einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Garstner Urkunde ist die Rede von einer "colla" an der Mündung der Sabinicha (Teufelsbach) in die Enns. Sie könnte als Vorläuferin der Margaretenkapelle angesehen werden.

Die Margaretenkapelle - DachreiterDer Name des Baumeisters ist unbekannt, doch wird der reizvolle Dachreiter mit seinen Fialen, Krabben und Wasserspeiern, der an die bekannte gotische Säule "Spinnerin am Kreuz" in Wien erinnert, dem Dombaumeister zu St. Stephan Hans Puchsbaum zugeschrieben, der ja auch 1443 die Pläne für den Neubau der Steyrer Stadtpfarrkirche ausarbeitete.

Im Innern zeigt die Kapelle folgende Maße: Schiff 22,94 m lang, 6,97 m breit, Chor 9,30 m hoch, 4,96 m breit. Der kreuzrippengewölbte Chor zeigt den 5/8 Schluss, ist einjochig und eingezogen. Mit stilisierten Blüten (Rose, Lilie) und den Buchstaben M R S sind die Schlusssteine im Gewölbe versehen.

In den folgenden Jahrhunderten mussten an der durch den Brand des Jahres 1522 schwer beschädigten Kapelle mehrmals größere Instandsetzungsarbeiten vorgenommen werden. So erfolgte 1614 eine Erneuerung des Daches, 1687 wurde das Langhaus untermauert und 1751 führte der Stadtbaumeister Gotthard Hayberger umfangreiche Reparaturen durch.

Im Jahre 1654 lieferte für die Kapelle, an deren Nordwand zwischen den Strebepfeilern bemerkenswerte Epitaphien befestigt wurden, der Rotschmied (Glockengießer) Konrad Nußberger eine kleine Glocke.

Anläßlich der 1693 durchgeführten Erneuerung der zur Abtei Garsten gehörigen Kirche Maria Magdalena im Haselgraben bei Linz kam ein Altar dieses Gotteshauses in die Margaretenkapelle. Der Garstner Hofmaler Karl von Reslfeld malte 1727 das nochvorhandene Altarblatt, darstellend die Vierzehn Nothelfer.

Im Zuge der Reformen Kaiser Josephs II. mussten 1785 über Anordnung des Traunkreisamtes die Kapellen in der Stadt gesperrt werden. Die "Fahrnisse" der Margaretenkapelle waren laut Befehl der Kreisbehörde 1786 zu veräußern und der Erlös dem Religionsfonds abzuführen.

Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erforderte das spätgotische Türmchen häufig Renovierungen. Besonders seit im Juni 1839 bei einem Gewitter größere Teile desselben abstürzten. Aus Sicherheitsgründen ließ der Magistrat 1893 den oberen Teil des Turmes abtragen, der bis zum Jahre 1910 wieder völlig aufgebaut wurde.

Dr. Josef Ofner

(Stadtarchiv Steyr.-Stadtpfarrarchiv Steyr. - K.Krobath, die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit, 1969. - I.Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr, 1951. - Dehio, Oberösterreich, 1958)

Amtsblatt der Stadt Steyr Nr. 4/1970